Aus der Bilanz

ETH-Professor Roland Riek erforscht den Ursprung des Lebens

Roland Riek forscht an der Schnittstelle zwischen Physik und Chemie. Nun hat er mit einem Nobelpreisträger zusammengespannt.

Es ist eine der ganz grossen Fragen, um die sich Roland Rieks Forschung dreht: Wie genau ist Leben entstanden, und was sind die chemischen Bausteine dafür? Der Innerschweizer lehrt heute an der ETH Zürich als Professor für Physikalische Chemie und bewegt sich interdisziplinär zwischen verschiedenen Naturwissenschaften. Und so zählt er neben dem Astronomen Didier Queloz, der 2019 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurde, zum vierköpfigen Leitungsgremium eines kürzlich neu gegründeten Forschungszentrums an der ETH. «Forschende aus allen Richtungen gehen teils ähnlichen Fragen nach», sagt Riek. «Deshalb wollen wir nun unsere Kräfte bündeln.» Im Zentrum steht die Frage nach dem Ursprung des Lebens – auf der Erde und auf möglichen fernen Planeten.

Die Ursprünge von Rieks Laufbahn führen zurück in den Wald. Dort tummelte er sich einst als Pfadfinder und entdeckte seine Leidenschaft für Natur, die sich zu einer Leidenschaft für Naturwissenschaften weiterentwickelte. Nach einem Jahr Studium der Umweltwissenschaften an der ETH wechselte er zur Physik. «Ich wollte tiefer in die Materie eintauchen.»

In seiner Doktorarbeit befasste sich Riek sodann mit der Krankheit BSE, die nach der Jahrtausendwende als «Rinderwahn» für Schlagzeilen sorgte. Er entwickelte dabei eine Technik, um beobachten zu können, wie genau sich Eiweisse im Körper bewegen. Nach Forschungsaufenthalten in den USA kehrte er 2007 in die Schweiz zurück. Was den 53-jährigen, dreifachen Familienvater als Wissenschaftler besonders auszeichnet, ist seine Forschung zu sogenannten Amyloiden. Es handelt sich dabei um Eiweisse, die sich auf Zellebene eigenständig durch Verklumpen vermehren können: die Ursache von Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer. Riek geht davon aus, dass wahrscheinlich auch Amyloide am Anfang des Lebens standen – und nicht wie bisher oft angenommen die Ribonukleinsäure (RNA). Denn RNA-Moleküle seien viel komplexer im Aufbau. Den endgültigen Beweis dafür werde man wohl aber kaum liefern können – dafür müsste man die Evolution einige Milliarden Jahre zurückdrehen. Die zum Studium von Amyloiden entwickelten Methoden sind auch für die Medikamentenforschung hilfreich. Mit drei Wissenschaftskollegen hat er deshalb im vergangenen Jahr das Spin-off NexMR gegründet.

 

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